14.09.16
Rhein-Ursprung am Oberalppass, Graubünden
Heute hatten wir viel vor und standen aus diesem Grund schon um 05:30 Uhr auf. Schnell war ein Kaffee gekocht und eine Tasse davon getrunken, so daß wir um kurz nach 06:00 Uhr noch fast im Dunkeln Richtung Bahnhof zum Zug aufbrechen konnten. Die Fahrkarte dafür hatten wir ja gestern bereits besorgt.
Unser Zug stand schon auf dem Gleis bereit, so daß wir sofort einsteigen konnten. In der frühen Dämmerung fuhren wir bis Reichenau-Tamins, wo wir in den Zug nach Disentis umsteigen mußten. Hier flossen auch der Vorder-und Hinterrhein zusammen und wurden hier zum Rhein. Doch diesen Zusammenfluß konnten wir aufgrund der Zeit heute nicht bestaunen.
Inzwischen war es hell geworden und wir konnten die wunderschöne, sehr eindrucksvolle Landschaft und die zerklüfteten Felsen entlang der Gleise durch die berühmte und sehr sehenswerte Rhein-Schlucht bewundern. Der Vorderrhein hatte hier ganze Arbeit geleistet. Nach jeder Kurve bot sich ein anderes faszinierendes Bild.
In Disentis endete dieser Zug und wir stiegen ein zweites Mal um, diesmal in die Gotthard-Bahn, die uns auf abenteuerlicher Strecke steil hinauf zum Oberalppass brachte. Stellenweise war die Strecke so steil, daß der Zug Unterstützung brauchte und zu diesem Zweck zu einer Zahnradbahn wurde, was jeweils durch lautes Gerumpel bemerkbar war. Wir staunten nicht schlecht darüber, wie ausgeklügelt diese Bahn hier war und wie steil sie auf den Pass hinauf fahren konnte.
Mittlerweile hatten wir per Zug fast 800 Höhenmeter erklommen und stiegen nach rund 2,5 stündiger Fahrt um kurz vor 09:00 Uhr bei strahlendem Sonnenschein am Oberalppass aus dem Zug, der weiter nach Andermatt wieder ins nächste Tal fuhr und hier seinen höchsten Punkt erreicht hatte.
Gegenüber von uns befand sich ein See - der Oberalpsee, der sehr klares und sauerstoffreiches Wasser besaß und der bei Anglern sehr beliebt ist.
Nun mußten wir uns kurz orientieren, da wir aber den Wanderweg gestern vorbereitet hatten und die wichtigsten Stationen bekannt waren, fanden wir schnell den ersten Richtungsweiser zum ''Lai da Tuma'', dem Toma See.
Wir folgten diesem Wegweiser und marschierten frohgemut den gut markierten Pfad den Berg hinauf. Es ging in sehr vielen Windungen steil aufwärts, erst über grüne Matten, später wurde es felsig und die Vegetation blieb zurück. Innerhalb kurzer Zeit hatten wir schon 200 Höhenmeter hinter uns und kamen ordentlich ins Schwitzen und Schnaufen.
Über uns ragte ein Gipfel auf, den wir vermutlich erklimmen mußten, doch waren jetzt erst einmal die Eindrücke der Natur im Vordergrund. Hohe Gipfel in der Ferne waren zu erkennen, stellenweise mit ewigem Eis bedeckt. Wir waren total fasziniert von der Schönheit der Berge, nach jeder Wegbiegung bot sich ein anderes, eindrucksvolles Bild und wir konnten gar nicht genug bekommen.
Wir kletterten immer weiter hinauf und bestaunten die Berge, bis wir an einer Abzweigung endlich wieder ein Schild entdeckten.
Nach einer kurzen Verschnaufpause nahmen wir den zweiten Teil - den felsigen Gipfel - in Angriff.
Anfangs ging es noch recht gnädig über die Flanke aufwärts, aber hier begannen wir schon, mit der ungewohnt dünnen Luft zu kämpfen. Der Weg wurde steiniger und wand sich in Serpentinen immer weiter aufwärts, bis man über Felsbrocken klettern mußte.
Endlich waren wir oben angekommen und standen nun auf 2780 Metern und hatten einen herrlichen Ausblick über die Bergketten.
Nun mußten wir wieder ein kleines Stück absteigen und dann ging es wieder aufwärts bis zu einem Stall. Von hier aus hatte man einen tollen Blick auf einen Talkessel mit einem See, welcher unser Ziel sein mußte.
Tatsächlich fanden wir einen Wegweiser, der uns erst wieder ein Stück abwärts schickte in eine kleine Senke, doch dann ging es wieder steil aufwärts über Geröll und Steine, stellenweise war der Weg als solcher kaum erkennbar und wir mußten kräftig kraxeln. Nicht lange, und wir hatten auch diesen Gipfel erklommen.
Was für ein Bild bot sich vor hier!!!
Berge, an deren Flanken das Geröll überall verteilt lag, unten der See im Kessel und dazwischen ein kleines Wässerchen...
Hier ging es nun sehr steil abwärts über grasiges Gelände, immer dem See entgegen, bis zu einer bewirtschafteten Hütte, die wir jedoch nur streiften und weiter abwärts wanderten.
Wieder an einer Kreuzung, gingen wir ein paar Meter geradeaus auf das schmale Bächlein zu und hatten nun die Quelle des Rheins vor uns, der von mehreren kleinen Bächen, die fröhlich aus dem Berg sickerten und über die Steine herunter plätscherten, vor uns.
Es war ein seltsames Gefühl, diesen zukünftig so breit und groß werdenden Strom hier als so kleines Bächlein vor sich zu haben!
Kaum zu glauben, daß dies einmal der Rhein werden würde, auf dem tausende Schiffe tagaus, tagein Waren transportieren und der hunderte von Kilometern durch 5 Länder fließt, bis er in der Nordsee mündet, nachdem er etwa 35 Tage lang unterwegs war.
Wir beschlossen, hier in dem Quellgebiet eine Vesperpause einzulegen und ließen uns um 12:00 Uhr am Rheinursprung nieder.
Hungrig packten wir das Vesper aus: Brot, Kaffee, Schokolade, Obst, Gemüse, Wurst und Käse..
Äh, Stop!!! Wurst und Käse????
Wir Dussel hatten mal wieder an alles gedacht, sogar alles akribisch vorbereitet, und noch auf einem Zettel notiert - Wurst und Käse wurden schon mundgerecht geschnitten und in einer Dose verpackt im Kühlschrank gelagert - wo sie auch noch mittags um 12 Uhr lagerte, während wir an der Rheinquelle saßen und uns nach dieser Dose sehnten.
Uns blieb nichts anderes übrig, als uns über uns selbst lustig zu machen und uns notgedrungen vegan zu ernähren.
Dies war im übrigen die erste Panne dieser Art während dem gesamten Urlaub hier, gewöhnlich war sowas ja eher an der Tagesordnung.
Nachdem wir gesättigt waren und einige Fotos von der Quelle und ihrer Umgebung gemacht hatten - einschließlich einem Sprung über den Rhein - machten wir uns um 13:15 Uhr wieder auf den Weg, weiter abwärts zum Toma See, der offiziell als Rheinquelle gilt.
Wir waren völlig fasziniert von den Bergen rings um diesen See, vor allem von dem riesigen Geröllfeldern, die bis zum See hinab reichten. Wie in einer anderen Welt!!!
Wieder wurden Bilder gemacht - selbstverständlich auch am See, wo wir einen Passanten baten, uns vor dem Gedenkstein der Rheinquelle zu fotografieren - und dann traten wir den Heimweg an.
Diesmal nahmen wir aber nicht mehr den Weg über die Gipfel, sondern stiegen auf der Vorderseite einer der Berge über ein weiteres Geröllfeld ab, das nicht minder eindrucksvoll war. Der Weg war ab und zu steil, aber sehr gut zu gehen, so daß wir zügig hinunter kamen und sogar eher als erwartet wieder am Bahnhof Oberalppass ankamen. Wir betrachteten noch fix den dort aufgestellten Leuchtturm und warfen von weitem einen Blick auf das dortige Museum und begaben uns dann wieder zum Gleis.
Hier konnten wir sogar einen Zug früher als ursprünglich geplant nehmen, da wir früher zurück waren als gedacht, und den wir bequem erreichten.
Was der Zug heute früh herauf geschnauft war, mußte er dieses mal steil abwärts bis Disentis, Er fuhr sehr langsam und quietsche fürchterlich. Da er öfters durch Tunnels fuhr, hallte das Quietschen entsprechend, was nicht jedermanns Sache ist, es erinnert an den Zahnarzt.
In Disentis stiegen wir wieder nach Reichenau um und dort schließlich wieder nach Thusis.
Dort kamen wir um 18:30 Uhr an und marschierten sofort in den Bahnhof, um für die morgige Tour nach Lenzerheide Tickets zu besorgen.
Anschließend holten wir im Coop noch ein paar Getränke und stapften dann müde zum Campingplatz zurück
Wir schwelgten in Erinnerungen an diesen tollen und sehr eindrücklichen Tag. Er hatte sich sehr gelohnt und die Rheinreise hatte somit ihren Anfang genommen.
Zugstrecke ca 180 km
gewanderte Strecke gesamt ca 14 Kilometer
Gesamtzeit: 12 Std.
Strecke gesamt: Thusis - Reichenau - Disentis - Oberalppass - Rheinquelle - Tomasee - Oberalppass - Disentis - Reichenau - Thusis

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