16.09.2017

 

Straßburg

 

Heute stand Straßburg auf dem Programm.

Gestern hatten wir uns noch die Frage gestellt, ob wir zu Fuß oder per Rad die Stadt besuchen sollten. Schneller würde es jedenfalls per Rad gehen, von der einen Stadt über den Rhein in die andere zu fahren. 

Aus Erfahrung, die Räder durchs Gewühl schieben zu müssen, wo sie uns eher hinderlich als nützlich waren, wollten wir lieber zu Fuß gehen und notfalls mit der Straßenbahn wieder zurück fahren. Die Strecke von Kehl nach Straßburg wurde  mit sechs Kilometer angegeben, eigentlich eine Strecke, die man gut bewältigen konnte.

Ich wollte jedoch zuerst noch einmal nach Kehl zu einer Apotheke, da mir die Gesundheit große Probleme bereitete. Ich hatte mir irgend einen grippalen Infekt eingefangen und  da heute Samstag war, wollte ich auf jeden Fall übers Wochenende mit Medikamenten versorgt sein.

Wir richteten uns also zügig und marschierten alsbald los, wieder auf dem direkten Weg in die Stadt, vorbei am Sportplatz und durch das Wohngebiet, das wohl das bessere Viertel zu sein schien.

Schnell hatten wir die Innenstadt erreicht und fanden eher zufällig eine Apotheke – oder vielmehr ein Schild, das uns auf sie hinwies. Von der Apotheke selbst war erst mal nichts zu sehen.

Wir mußten über einen Hinterhof und dann durch einen Flur, quasi durch den Lieferanteneingang. Schnell hatte ich die gewünschten Medikamente besorgt und nun konnten wir uns wieder Frankreich zuwenden. Wir folgten der Radweg-Beschilderung über eine Rheinbrücke, auf deren Mitte die Grenze eingezeichnet war in Form einer Metalltafel auf dem Boden, auf der die Buchstaben „D“ und „F“ eingraviert waren. Natürlich machten wir ein Foto des Grenzübertrittes und befanden uns sogleich wieder auf französischem Boden. Auf der anderen Seite des Rheins befand sich eine ähnliche Promenade, wie in Kehl, die aber sehr weitläufig angelegt war und eher ungepflegt und verwahrlost wirkte.

Wir wanderten nun ein Stück rheinabwärts bis zur nächsten Brücke, die Deutschland mit Frankreich verbindet, um dann wieder links abzubiegen und entlang der Verbindungsstraße über den Rhein weiter Richtung Stadt zu gelangen.

Immer die Türme des Straßburger Münsters vor Augen, ging es  durch einen Vorort bis wir erneut über eine Brücke kamen, welche den Rhein-Kanal überspannte. Sie war sehr interessant gebaut in einem weitem Bogen, der nach links gedreht war. Wir witzelten, daß diese Brücke sicher meinem Bruder gefallen würde, der sich als Architekt sehr für Brückenkonstruktionen interessierte.

Nun waren wir in Straßburg und mußten uns nur noch den Weg zum Zentrum suchen. Da wir hier das Münster nicht mehr sehen konnten aufgrund der hohen Gebäude um uns herum, verloren wir ein wenig die Orientierung.

Wir wußten zwar ungefähr, in welche Richtung wir mußten und schlugen diese auch ein, standen aber plötzlich vor einem riesigen Kaufhaus. Da ich aufs Klo mußte, betraten wir es und folgten den Schildern fast durch das ganze Gebäude und schließlich die Rolltreppe hinunter, bis wir endlich vor den Toiletten standen.

Erleichtert konnten wir danach die Wanderung fortsetzen. Wieder draußen vor dem Gebäude, allerdings auf der anderen Seite fanden wir den Wegweiser zum Zentrum. Bald waren wir mitten im Getümmel der Stadt und schoben uns zusammen mit anderen Touristen durch die engen Gassen Richtung Münster.

In jedem Haus war ein Souvenirlädchen, wo alle stehen blieben, einschließlich uns, da wir Aufkleber fürs Auto suchten. Nachdem wir in Ribeauvillé so erfolglos waren, dachten wir, hier vielleicht fündig zu werden.

So drückten wir uns also zwischen fotografieren, Häuser bewundern, Touristen zur Seite schieben und sonstigen Eindrücken durch die winzigen Läden, in denen Umfallen nicht möglich war.

Auf diese Weise kamen wir bis zum Münster voran und hatten es plötzlich vor der Linse. Wir fotografierten dieses eindrucksvolle Gebäude und bestaunten es lange, bevor wir uns weiter auf die Suche nach Aufklebern machten und gleichzeitig die kleinen Gassen erkundeten.

Die Aufkleber, die wir suchten, waren nicht irgendwelche Aufkleber, sondern es handelte sich um Stadt-Wappen der besuchten Städte, die wir der Reihe nach auf das Heck von Keks kleben wollten, um die Rhein-Reise derart zu dokumentieren.

In einer etwas größeren Straße wurden wir schließlich fündig und kauften dort die gesuchten Aufkleber. Zwar waren es nicht ganz die gewünschten, aber immerhin ein kleiner Erfolg. Nun stapften wir weiter, zuerst auf einen großen Platz, auf dem ein Karussell stand und Kindern die Zeit vertrieb, dann weiter wieder durch eine Parallelstraße zum Münster. Die Fahrbahn war abgesperrt, Autos durften nicht fahren und die Straße wurde wegen einer Festlichkeit geschmückt. Wir durchwanderten sie einmal der Länge nach. Am Ende stand ein Waffelständchen, an dem ich mir zum Frühstück eine Schoko-Waffel gönnte. Als ich diese gegessen hatte, begaben wir uns weiter in ein nahegelegenes Café, wo wir Kaffee, Kakao, einen belegten Donut und ein süßes Stückchen zu uns nahmen.

Nachdem dies verputzt war, machten wir uns wieder auf den Weg. Wir streiften durch die Gassen, bis wir wieder am Münster standen. Wir wollten diesen Bau natürlich auch von innen sehen, doch in Anbetracht der ellenlangen Menschen-Schlange davor waren wir uns nicht sicher, ob wir uns dies antun sollten. Letztendlich stellten wir uns aber doch an, notfalls eben nur eine gewisse Zeit, um dann abzubrechen. Doch wider Erwarten ging es plötzlich sehr flott voran, es hatte wohl ein Gottesdienst stattgefunden gehabt und in dieser Zeit war die Kirche für Besucher gesperrt worden.

Am Eingang mußte ich meinen Rucksack einer Sichtprüfung unterziehen, doch schließlich betraten wir dieses Gebäude, das so mächtig mitten in der Stadt stand. Man kam sich sehr klein vor unter dem riesigen Gewölbe, das sich meterhoch über uns befand. Das ganze Bauwerk war sehr imposant und man konnte nicht genug davon bekommen, alles zu betrachten. Außer uns waren natürlich hunderte weitere Touristen da, die das Erlebnis etwas schmälerten, da die Geräuschkulisse recht hoch war und man nicht alles auf sich wie gewünscht wirken lassen konnte, dennoch waren wir überwältigt von diesem Bau.

Zum Schluß gab es noch die astronomische Uhr zu bewundern, die ihren ganz eigenen Reiz hatte.

Als wir das Münster schließlich wieder verließen, war einige Zeit vergangen. Von außen machten wir noch einmal Fotos und wendeten uns dann wieder anderen Dingen zu. Wir fanden einen kleinen Krämermarkt – bestehend aus 5 Ständen – auf dem wir elsäßische Waren fanden, die wir in Mamas Geburtstagskorb legen wollten. Somit hatten wir nun alles beieinander, was wir dafür  gesucht hatten.

Zu sehen gab es jetzt auch nicht mehr viel, zumal die Uhr schon eine fortgeschrittene Zeit anzeigte. Trotzdem fanden wir noch eine kleine Gasse, durch wir auf einen Platz gelangen, auf dem Musik aus einem Lautsprecher kam, zu der ein paar Leute tanzten. Wir schauten ihnen eine Weile zu und traten dann endlich den Heimweg an.

Wir fanden schnell wieder die Straße, auf der wir in die Stadt herein gekommen  waren und trafen nach kurzer Zeit auch wieder auf das Kaufhaus, durch das wir auch dieses mal liefen. Es war sehr voll geworden, auch die vielen Cafes waren restlos überfüllt und es herrschte viel Trubel, so daß wir schleunigst schauten, wieder heraus zu kommen.

Als wir das Gebäude verlassen hatten, ließen wir uns für kurze Zeit auf einer Bank nieder, da Rainer heftige Kreuzschmerzen hatte und eine Pause brauchte. Als wir uns ein wenig erholt hatten, setzten wir uns wieder in Bewegung. Wir versuchten nun, ein wenig abzukürzen und fanden eine Möglichkeit, die uns jedoch zeitlich nicht viel brachte. Wir hatten immer den geschwungenen Steg über den Rheinkanal vor Augen und steuerten auf diesen zu, er war hier die einzige Möglichkeit, das Ufer zu wechseln. Bald hatten wir ihn erreicht und überquert und sahen nun Kehl vor uns, allerdings hatten wir bis zum eigentlichen Rhein doch noch eine ordentliche Strecke zu gehen. Wir folgten der Straße wieder zurück bis zu dem Vorort und entlang des Flusses, hier allerdings direkt am Ufer auf einem Kiesweg entlang, etwas unterhalb der Parkanlage.

Endlich hatten wir dann die Rheinbrücke erreicht und sahen nun fast unser Ziel. Müde stapften wir über die Brücke und auch über die Grenze hinüber nach Deutschland. Nun mußten wir nur noch die Promenade entlang bis zum „UFO‘‘, einem ufo-ähnlichen  Gebilde, in dessen Innerem sich ein Veranstaltungsraum befand.

Die Schritte wurden jedoch zunehmend schwerer und es kam uns  eine Ewigkeit vor, bis wir langsam aber stetig diesem Ding immer näher kamen. Genau dort mußten wir abbiegen über den Damm und dann noch einen halben Kilometer der Straße nach. Endlich sahen wir den Wasserturm, neben dem der Wohnmobil - Stellplatz war und wußten, daß wir nun bald ausruhen konnten.

 

Abgeschlagen schleppten wir uns die letzten Meter bis zum Auto und waren froh, endlich nach ca 15 Kilometer Fußmarsch die Schuhe ausziehen und es sich im Campingstuhl bequem machen zu können.

Es war ein anstrengender, aber schöner Tag, an dem wir viel erlebt hatten.

 

 

 

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