Montag, 30.05.16

 

Wanderung über den Jägersteig

Nach dem starken Gewitter von gestern hatten wir relativ gut geschlafen, da die Luft frisch und kühl geworden war über die Nacht. Wie üblich kochten wir einen Kaffee und holten an der Rezeption die vorbestellten Brötchen fürs Frühstück und genossen die Morgen-Kühle im Vorzelt

Heute stand eine Wanderung über den Jägersteig auf dem Programm.

Wir hatten die Wanderung im Internet gefunden, allerdings auch gleich mit Warnhinweis versehen, daß man erstens gutes Schuhwerk benötigen würde, die Wanderung dem Schwierigkeitsgrad 3 zugeordnet wurde und man sie nur auf trockenem Terrain erwandern sollte, also nicht nach Sturm oder starkem Regen.

Da wir zwar gute Wanderer waren und auch gutes Schuhwerk besaßen, der Beschreibung allerdings eher Übertreibung beimaßen, wurde kurzerhand beschlossen, doch zu gehen.

Wir packten also die Rucksäcke mit Vesper voll und auch noch Regenzeug für alles Fälle und machten uns auf den Weg.

Um 11:50 Uhr verließen wir den Campingplatz. Natürlich später als geplant aber irgendwie doch früher als gedacht.

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Das erste Ziel war der Edeka.

Leergut wegbringen und Brötchen als Proviant für unterwegs kaufen, da wir vom Frühstück keine mehr übrig hatten.

(Irgendwann auf der Wanderung würde uns einfallen, dass wir die Brötchen vergessen haben zu kaufen. Aber wer braucht schon Brötchen?)


Wir verließen Dollnstein durch ein Wohngebiet, so wie es uns das Navi auf dem Handy sagte.

Genaugenommen versuchten wir  es nur.

Rainers scherzhafte Bemerkung, als wir durch die Straßen marschierten,  "die Bewohner stehen sicher hinter den Fenstern und stoppen bestimmt die Zeit, wann wir hier wieder vorbei kommen" bewahrheitete sich schneller als gedacht.

Wir hatten nicht mal das Ortsschild erreicht und uns schon verlaufen!
Nach der Besichtigung des eher unattraktiven Ortsteils von Dollnstein waren wir dann auf dem richtigen Weg zum Rieder Weiher, von dem aus der Einstieg in den Jägersteig beginnt. Natürlich war uns beiden klar, dass der Einstieg zum Jägersteig links vom Weiher in der Hügelkette liegt und wir wollten auch schon auf den Schotterweg abbiegen. Die Erfahrung vom Wohngebiet ließ uns dann

aber doch einen Blick auf die dort angebrachte Wanderkarte werfen... ...und uns feststellen, daß der Jägersteig rechts von uns liegt...

Wir wären jetzt mal wieder in die falsche Richtung marschiert und hätten sicher alles gesehen, nur nicht den Jägersteig!

Der Beschilderung nun folgend, überquerten wir die Landstraße und den Radweg und gingen zuerst ein paar hundert Meter ebenerdig im Wald spazieren, bis wir die Abzweigung erreichten.
Am Eingang vom Jägersteig wird nochmals auf allerlei Gefahren hingewiesen, die einem dort erwarten könnten aber das ignorierten wir, weil wir immer noch der Ansicht waren, daß auch hier übertrieben wurde.

Man muß dazu sagen, daß der Einstieg in den Jägersteig gut versteckt ist und wenn man die Augen nicht offen hält, läuft man gerne an dem Schild vorüber, auf dem geschrieben steht, daß hier der Beginn des Steiges sei.

Die ersten paar hundert Meter aufwärts ließen uns noch zu etwas abfälligen Bemerkungen hinreißen, wie z.B. "leichter Spaziergang durch etwas unebenes Gelände" aber mit jedem weiteren Meter wurde dann doch klar, was auf dem Hinweisschild gemeint war. und daß wir das hier nicht auf die leichte Schulter nehmen sollten

Der Pfad war schmal, dennoch ging es anfangs eher relativ gemütlich wie auf der bei uns zuhause  in der Nähe liegenden  "schwäbischen Alb"  aufwärts auf gut erkennbarem Weg.

Der Boden war recht gut, nur an einigen Stellen etwas aufgeweicht durch den gestrigen Regen, so daß es gelegentlich etwas rutschig wurde und man Halt suchen mußte.

Im Zickzack kamen wir dennoch gut voran und waren doch etwas enttäuscht, daß der Steig als bei dieser Witterung gefährlich eingestuft war.

Wir waren auf diese Weise vielleicht eine Stunde unterwegs, als wir erneut eine ausgeschilderte Abzweigung passierten, auf der zu lesen stand, hier sei die einzige Abkürzung, weiter oben gäbe es keine Möglichkeit mehr, diesen Steig zu verlassen.

Wir machten uns darüber lustig und stapften weiter bergauf. Der Weg wurde jetzt etwas steiniger und erinnerte zunehmend an die Alb oder auch an steinigere Wege in den Alpen.

Links von uns fiel das Gelände im Wald teilweise steil ab, rechts hatten wir öfters Felsen zu umgehen. Und dann mußten wir auch tatsächlich über einen drüber klettern.

Allerdings sehr harmlos.

Wir witzelten nach wie vor, wie gefährlich der Weg hier jetzt sei und waren gespannt, wo wir die in der Beschreibung befindlichen Holz-und Stahlseil-Sicherungen wohl zu suchen hätten.

Nun ging es nach einer Kurve plötzlich doch etwas steiler über einen Felsvorsprung hinauf, der uns schon ein klein wenig mehr abverlangte, da der Stein naß war und man leicht die Haftung verlieren konnte. Und oh Wunder… auf der anderen Seite war eine flache Leiter aus Holz angebracht, über die man abwärts klettern mußte, um weiter zu kommen.

Whow! War das schon alles?

Weiter ging es, Immer an Hang entlang in Windungen, mal leicht bergauf und dann wieder bergab.

Plötzlich wurde es nach einer erneuten Kurve dann doch interessant, es ging ein kurzes Stück von vielleicht 20 Metern etwas abschüssiger abwärts, auf nassem Boden, der nur aus Matsch bestand. Rainer ließ mir den Vortritt über diese Passage, die ich die ersten Meter ganz passabel meisterte   

doch dann…

Wurde uns schlagartig klar, weswegen die Warnhinweise überall angebracht waren und wie schnell es gehen konnte, daß alles anders war.

Ich rutschte aus, fand nirgends Halt und saß schneller auf dem Hinterteil, als mir lieb war und rutschte auf dem Hosenboden die etwas steilere Passage auf dem matschigen Untergrund hinab.

Hier war es zwar noch nicht gefährlich gewesen (der Steig befand sich immerhin ungefähr in 100 Meter Höhe und teilweise ging es wirklich senkrecht hinab), trotzdem merkten wir, daß es hier doch nicht so ganz ohne war, dort entlang zu gehen.

Trotzdem, nach diesen ersten Bodenkontakt fühlten wir uns endlich in unserem Element... ...Kinder auf Schlammtour...

Am unteren Ende des Abhanges angekommen, sah ich aus wie ein Dreckspatz, die Hände voller Matsch, die Hose hatte auch ihren Teil abbekommen, aber wir lachten beide über dieses Missgeschick.

Jetzt ging es durch ein wild bewachsenes Gelände weiter, durch das wir stellenweise etwas Mühe hatten, nicht weg zu rutschen, weil der Weg so aufgeweicht war, daß man sich ab und zu an Büschen,  Wurzeln oder Steinen festhalten mußte.

Doch gleich darauf hatten wir es geschafft und es wurde wieder besser zu gehen. Wie auf einem gemütlichen Spaziergang.

Die Flora war faszinierend hier, wohin man schaute, blühte und wucherte es überall mitten im Wald.
Schmale Pfade, Klettersteige, Anstiege und Abstiege wechselten sich ab.

Langsam bekamen wir Hunger und hielten Ausschau nach einem geeigneten Plätzchen, um eine Pause zu machen. Es dauerte nicht lange, so wurden wir fündig. Unsere Rast machten wir an einem Felsvorsprung mitten im Steig. Ein wirklich herrliches Ambiente... ...mit Kaffee, Wurst, Käse und ohne Brötchen, die hatten wir ja - wie eingangs erwähnt - vergessen zu kaufen.

Dafür gab‘s Schokolade und Matschbanane, Vielleicht sollte man beim nächsten mal Rucksackpacken die Reihenfolge des Proviants besser überdenken. Wir machten eine gute halbe Stunde Pause und ich  reinigte meine schmutzigen Hände mit Sprudel, bevor wir erneut aufbrechen.

Im  weiteren Verlauf des Steigs entdeckten wir ein Falkennest. D.h. der Falke entdeckte eher uns. Ohne sein Geschrei wären wir auf das Nest nicht aufmerksam geworden. Es befand sich an einer unzugänglichen Stelle auf einem Fels, nicht weit weg von uns, um eine Felsnase herum konnte man in der Nähe den Jungvogel samt alter Begleitung erkennen, während der zweite Altvogel über den Baumwipfeln kreiste und schrie.


Im nächsten Wander-Abschnitt hatte uns dann das Unwetter der letzten Nacht noch ein paar Hürden eingebaut.

Mehrere Bäume waren dem heftigen Wind zum Opfer geworden und lagen quer über den Weg. Unterhalb der umgeknickten und entwurzelten Stämme gab es keine Möglichkeit, Sie zu umgehen, quer über die Stämme war uns zu gefährlich, da wir nicht wußten, wie fest sie lagen und ob sie unter Umständen vielleicht ins Rutschen kommen würden. Die einzige Möglichkeit war, sie oberhalb zu umgehen. Dies bedeutete aber,  daß wir etwa 60 Meter den steilen Hang hinauf klettern mußten, was ein nicht ganz einfaches Unternehmen war, da hier der Boden ebenfalls extrem aufgeweicht war und die Gefahr des Abrutschens im Vordergrund stand. Doch wir kamen glücklich bis dort hinauf, wo ein sicheres Umgehen möglich war und kletterten dann auf der anderen Seite wieder hinab. Kurz vor dem Wanderweg mußten wir aber trotzdem noch durch Geäst krabbeln, was wir mit größter Vorsicht taten und bald wieder freie Strecke vor uns hatten.

Umgestürzte Bäume sind sehr gefährlich, man kann nicht einschätzen, ob sie sicher und fest liegen, oder ob sie sich plötzlich in Bewegung setze und alles mit reißen, was sich in der Nähe befindet. Langsam wurde uns bewußt, daß die Warnungen doch ernst zu nehmen seien, zumal wir wiederholt auch Schilder der Bergwacht mit deren Telefonnummer an Felsen gesehen hatten, was uns sagte, daß hier wohl schon einiges passiert sein mußte.

Nicht lange, und dann kamen wir doch tatsächlich auf den in der Beschreibung angekündigten alpinen Teil des Steigs, den wir schon sehnsüchtig erwartet hatten.

Hier ging es jetzt über Stock und Stein und wir fanden auch endlich die Stahlseile, an denen man sich über die unwegsamen Felsen hangeln konnte. Es ging steil hinauf und auch ebenso steil wieder hinab, sehr rutschig durch den Regen, kurz danach wieder über weichen Waldboden.

Auf dem letzten Streckenabschnitt kam uns an einer Wegbiegung plötzlich ein älterer Mann entgegen, der wohl ebenso erschrocken drein schaute, wie wir, da wir die ganze Zeit keiner Menschenseele begegnet waren und nun erstaunt doch noch jemanden trafen.

Der alte Herr warnte uns vor der vor uns liegenden Strecke, sie würde sehr steil abfallen und sei nicht gut zu gehen. Wir erzählten ihm ebenfalls,  was bei den umgestürtzten Bäumen seinerseits auf ihn zukam, sein Kommentar dazu „ach,  wenn es weiter nichts ist“ ließ uns im Nachhinein vermuten, er hätte nicht begriffen, was WIRKLICH auf ihn zukam, zumal er am späten Nachmittag mutterseelenallein unterwegs war. Und auch nicht den Eindruck erweckte, als wäre er so fit für das Gelände hier.

Vielleicht hätten wir ihn etwas eindringlicher vor dem warnen sollen was ihn noch erwartete... Wir machten uns jedenfalls bis spät in den Abend hinein Gedanken um ihn und ob er heil aus dem Steig heraus gekommen war.

Der alte Mann hatte recht, es ging tatsächlich nach einigen Windungen steil bergab und es wurde schwierig, den matschigen Hang hinab zu kommen, doch wir kamen glücklich unten an und hatten dann abwechselnd einen normalen Pfad zu gehen, oder zwischendurch über Wurzeln und Steine abwärts zu klettern. Wir kamen aber dennoch zügig voran.

Nach fast vier Stunden erreichten wir schließlich den Ausstieg aus dem Jägersteig, der uns doch mehr abverlangt hatte, als wir zuerst gedacht hatten und wanderten auf einem reaktiv unspektakulären breiten Waldweg zurück Richtung Rieder Weiher. Zwar lagen auf der Hälfte der Strecke erneut einige Bäume quer über dem Weg, doch hatten wir keine Mühe, sie zu durchqueren.

Unterwegs machten wir uns Gedanken über den Opa im Steig, Der hoffentlich ebenso heil wieder das Tal erreichte, wie wir.

Der Weg vom Weiher nach Dollnstein und dort zum Edeka und zum Zeltplatz verlief ohne besondere Vorkommnisse.
Nachdem wir um kurz vor 19 Uhr  wieder bei unserem Keks waren, unterhielten wir uns über die gelungene Wanderung und freuten uns, daß die Beschreibung doch zugetroffen hatte, nachdem der Steig doch anfänglich eher langweilig schien.

Den Abend ließen wir dann müde und etwas ausgelaugt ausklingen und gingen gegen Mitternacht schlafen. Es war noch immer relativ kühl an diesem Tag und Abend und so konnten wir sicher gut schlafen.

 

Strecke: Campingplatz Dollnstein - Rieder Weiher - über die Straße - 500 Meter Waldweg - Jägersteig - Waldweg - Rieder Weiher - Dollnstein

 

Gesamtstrecke ca 10 Kilometer, Jägersteig 2,4 Kilometer  Zeit: 7 Std

 

Quelle: Outdooractive: 

Schwierigkeit: schwer

Dauer 2:03 h

Aufstieg 111 hm

Abstieg 111 hm

Höchster Punkt 513 hm

Tiefster Punkt 402 hm

Jägersteig recht anspruchsvoll, auch wenn es anfangs nicht so scheint, nur mit gutem Schuhwerk und Fitness 

 

 

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