12.09.16
Wanderung durch die Via Mala
Um 08:00 Uhr standen wir auf, nachdem wir recht gut geschlafen hatten und frühstückten erst einmal kräftig, bevor wir die Rucksäcke packten.
Wie immer kamen wir natürlich sehr viel später los, als geplant und so war es mittlerweile 10:40 Uhr, als wir den Campingplatz verließen.
Wir marschierten wieder über den Steg, den wir gestern schon benutzt hatten, auf die andere Seite des Rheins und mußten dort - der Beschilderung folgend - erst ein Stück auf einem geschotterten Beiweg an der Autobahn entlang laufen. Das Tal ist hier sehr schmal und es mußten hier eine Ortschaft und die Bahn plus Campingplatz auf der linken Seite des Rheins, rechtsseitig die Autobahn und der Rad-und Wanderweg ins Tal gequetscht werden.
Als wir unter der Zufahrtsbrücke der Autobahn "Thusis Nord" standen, sahen wir zwar einen Wegweiser zur Via Mala, doch der Weg führte in die Stadt Thusis, was uns etwas komisch vorkam. Dennoch nahmen wir ihn und wollten unterwegs jemand Einheimisches fragen, falls uns jemand begegnen würde.
Gleich darauf kam uns eine ältere Frau entgegen und wir steuerten auf sie zu, um unsere Frage zu stellen, da kam sie ihrerseits auf uns zu und wollte wissen, wie man zur Via Mala käme. Sie suchte also ebenfalls und kam mit der Beschilderung ebenso wenig zurecht, wie wir. Wir diskutierten ein paar Minuten über die Richtung und entschlossen uns schließlich, weiter Richtung Ortschaft zu gehen.
Dort fanden wir weitere Wegweiser zur Via Mala, , die jedoch in zwei unterschiedliche Richtungen zeigten und uns somit keine Hilfe waren.
Da kam ein junges Paar, das uns dann doch Hilfe leistete, indem Er im Handy nachschaut und uns dann einen Weg nannte, den wir nach kurzer Überlegung auch einschlugen und auch eher der Richtung entsprach, die wir uns gedacht hatten.
Es ging nun immer bergauf am Hinterrhein entlang, allerdings auf Asphalt, was uns nicht so sehr behagte.
Die alte Dame machte Anstalten, sich uns anzuschließen, doch bald merkte sie, daß wir das nicht wollten und verabschiedete sich.
Wir machten ein paar Bilder, um ihr einen Vorsprung zu geben und folgten dann der Straße immer bergauf.
Nicht weit, so führte sie durch einen Tunnel, der ''verlorenes Loch'' hieß. Wir stapften durch diesen Tunnel bergauf und waren gespannt, was uns erwarten würde.
Auf der anderen Seite angekommen, empfingen uns steile Felswände, die teilweise abenteuerlich überhingen. Es ging immer weiter die Straße hinauf, momentan noch im Schatten der Felsen, was recht angenehm war.
Plötzlich wurde nach einer Kurve das Tal weiter, an den Hängen war saftiges Grün zu sehen und rechts von uns befand sich eine kleine Ortschaft, die steil am Berg klebte. Wir staunten, wo man überall Häuser hin bauen konnte und betrachteten das kleine Dorf.
Nach geraumer Zeit endete die Straße in einem querenden Weg. An dieser Kreuzung stand die alte Dame von vorhin wieder und sprach uns prompt an, daß der von links herauf führende Weg sicher auch von Thusis her kommen würde und ebenso sicher der schönere gewesen wäre.
Wir stimmten ihr bei, ließen sie aber dann stehen und gingen unserer Wege. Wir wollten sie los werden, denn wir hatten keine Lust, uns ewig mit ihr abzugeben.
Wir wandten uns hier nach rechts weiter den Berg hinauf, bis zu einer Abzweigung, wo es auf einem schmalen Pfad steil aufwärts ging. Dieser Pfad führte am Berg entlang bis zu einem Parkplatz auf der Bundesstraße, die wir, einschließlich Autobahn, ständig parallel zu hören hatten.
Hier waren auch alle Möglichkeiten auf engstem Raum zusammen gebaut: die steil abfallenden Felsen gaben kaum Raum für das Wasser, den Wanderweg, die Fahrstraße und die Autobahn, welche zum Splügenpass führte. Die Straßen waren hier mittels Tunnel übereinander gebaut und hatten Ausfahrten und Kreuzungen direkt in der Via Mala.
Der Parkplatz befand sich direkt unter der Brücke der beiden Straßen. Von dort aus erreichte man den Eingang zu einem gesichert begehbar gemachten Teil der Via Mala, der aufgrund der Kosten jedoch uninteressant für uns war. Viele Touristen, die sogar mit Bussen angereist waren, bezahlten jedoch gerne am Kiosk an der Straße oben den Eintritt und stiegen dann die Beton-Stufen zum ebenfalls betonierten Weg am Wasser entlang hinab, dem man bis zu einem Aussichtspunkt folgen konnte und dort einen Blick auf eine hohe Brücke über der Klamm und auf einen engklemmten Felsen werfen konnte.
Weiter folgten wir nun ein paar Meter der Straße bis zu der eben angesprochenen uralten Steinbrücke, auf der wir die Schlucht überquerten und in einem dort angelegten Bunker, der als Info-Center diente, über die Geschichte der Schlucht etwas lesen konnten. Es wurde dort beschrieben, wie schwer es vor 100 Jahren noch war, diese Schlucht überhaupt zu passieren, wie die Straße entstand und welche Wichtigkeit diese Straße erlangte, da sie dazumal die einige Möglichkeit war, vom Splügen herunter ins Rheintal zu kommen.
Anschließend ging es wieder ca 300 Meter an der Straße entlang, bis man wieder auf einen Wanderpfad links hinunter zum Wasser weiter gehen konnte.
Wir folgten ihm ein Stück durch lichten Wald, bis wir eine Hängebrücke erreichten, die über die Schlucht gespannt war. Hier war es im Gegensatz zum touristischen Teil weiter vorne relativ ruhig und nicht so überlaufen.
Dort lagen große Felsbrocken im Wasser herum, auf denen wir schließlich um 13:00 Uhr eine Pause einlegten.
Nachdem wir uns an mitgeschlepptem Kaffee, Brot mit Wurst und Käse gestärkt hatten, ging es weiter über die Hängebrücke über den Rhein und wieder auf schmalem Pfad am Berg steil ansteigend entlang, bis wir erneut auf einen breiteren Weg trafen. Dieser kam von links herab, wo er ein paar Meter an der Autobahn entlang führte, welche hier in einem Tunnel verschwand. Mir war noch in Erinnerung, daß man hier rechts gehen müssen, leicht den Berg hinab, um nach Zillis zu gelangen, doch an seinem Ende standen wir wieder auf der Bundesstraße, die ins Rheintal hinab führte, bezw aufwärts nach Andeer. Dort an der Straße erwarteten wir eigentlich einen Wanderweg, fanden jedoch keinen.
Rainer wollte gerne nach Zillis und in der dortigen Kirche die berühmte Deckenmalerei betrachten. Da wir also dorthin wollten, blieb uns von hier aus nichts anderes übrig, als der Straße zu folgen. Gott sei dank war sie nicht stark befahren, so daß wir die zwei oder drei Kilometer sicher nach der Ortschaft laufen konnten.
Um 14:50 erreichten wir schließlich die kleine Kirche und bezahlten den Eintritt, um die faszinierende Decke anzuschauen, die aus 153 bemalten Holztafeln zusammen gesetzt war. Danach gönnten wir uns einen kurzen Bummel durchs Dorf, bevor wir dann noch die Ausstellung zur Kirche anschauten.
Um 16:30 Uhr traten wir dann den Rückweg an. An der Kasse hatte uns die Frau den Weg zurück nach Thusis erklärt und so folgten wir dem Wanderweg über Reischen zurück in die Via Mala. Leider zuerst auf Asphalt aufwärts bis zur Ortschaft, dann jedoch auf einem schönen breiten Waldweg weiter, oberhalb der Schlucht.
Es ging ständig bergab hier, bis man wieder an der Autobahn samt Tunnel und der Abzweigung des schmalen Pfades hinunter zur Hängebrücke stand, den wir vor ein paar Stunden herauf gekommen waren.
Von hier kannten wir den Weg und schritten zügig voran und über die Brücke hinweg. An der selben Stelle wie auf dem Herweg legten wir um 17:50 eine Pause ein. Nach der Stärkung folgten wir dann dem Trampelpfad zurück bis zu der Kreuzung, an dem wir die alte Dame zuletzt am Morgen gesprochen hatten.
Da wir nicht mehr die alte Straße hinab gehen wollten, folgten wir der Empfehlung der Kassiererin von der Kirche in Zillis, die uns auf eine weitere Attraktion hingewiesen hatte.
So ging es nun an dieser Kreuzung rechts den breiteren Weg entlang, bis eine erneute Abzweigung mit Hinweis auf Thusis uns wieder auf einem schmalen Trampelpfad steil bergauf führte. Dieser Wanderweg wand sich stetig aufwärts immer an der Flanke der Schlucht entlang, bis zum Traversiner Tobel, der uns empfohlen worden war. Dort fanden wir einen sehr interessanter Hängesteg vor, der quer über diese tiefe Schlucht gespannt war. Das faszinierende an diesem Steg war, daß er 22 Höhenmeter überspannt und 176 Stufen besitzt, die wir um 18:40 Uhr erklommen.
Oben angekommen, trugen wir uns ins Brückenbuch ein und marschierten dann zügig weiter, immer steil aufwärts auf dem schmalen Pfad. Wir wunderten uns, daß es bergauf ging, obgleich wir ja eigentlich hinab sollten, aber wir vertraunten einfach mal den Gegebenheiten. Oft ging es um Kurven herum, teils steil aufwärts, Dann wieder abwärts, Richtung Thusis. In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit mußten wir vor langsam sputen, da es dunkel zu werden drohte. Und Dunkelheit in den Bergen, wenn man den Weg nicht kennt, kann böse enden.
Scheinbar ging es jedoch immer und immer weiter bergauf und wir begannen einen Wettlauf mit der Zeit, das Gehtempo wurde erhöht, da wir nicht in die Nacht kommen wollten.
Plötzlich sahen wir in der einsetzenden Dämmerung eine Alm vor uns, um deren Gelände wir herum gehen mußten und dann auf den Zufahrtsweg stießen.
Diesem folgten wir nun ein Stück bergab, bis zu einer erneuten Abzweigung, die uns schließlich nach Thusis führen sollte.
Die Sonne war schon kaum mehr zu sehen und es wurde dämmrig, als wir in den Wald kamen, der oberhalb der Ortschaft war. Stellenweise konnte man jetzt den Weg kaum noch erkennen und wir mußten aufpassen, wohin wir traten, zumal wir sehr zügig abstiegen, also ein gefährlich hohes Tempo hatten, und acht geben mussten, nicht über Wurzeln und Steine zu stolpern.
Die letzten Meter durch ein Gebüsch und Richtung Straße hinab erkannten wir fast nicht mehr und waren froh, als wir endlich unter der Brücke der Autobahn wieder Asphalt und den Füßen hatten und die Strecke nun nicht mehr gefährlich war.
Hier ging es jetzt wieder auf dem Beiweg zurück zum Hängesteg, über den wir diesmal im Dunkeln gehen durften.
Müde und abgeschlagen erreichten wir so um 20:30 Uhr den Campingplatz nach einer Wanderstrecke von ca 17-18 Kilometern.
Das erste, was wir taten, war, Die Schuhe auszuziehen und die schmerzenden Füße zu entlasten. Später gingen wir duschen und vesperten diesmal nur etwas Brot, da wir zu müde zum kochen waren.
Um halb zwölf fielen wir ins Bett und freuten uns auf einen ruhigen morgigen Tag.
Gelaufene Strecke ca 18 Km Zeit ca 10 Std
Strecke: Thusis - Via Mala Parkplatz - Via Mala - Zillis - Reischen - Burg Haselstein - Thusis

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